Spekulative Temporalistik

"Ich sag' es Dir, ein Kerl der spekuliert,
ist wie ein Tier auf dürrer Heide,
von einem bösen Geist herumgeführt
und ringsumher liegt schöne grüne Weide"
Goethe, Faust I

Zeit, spekulativ

Spekulativ ist Alles, was einer ordentlichen Nachprüfung nicht standhält. Seien es Erlebnisse, Ereignisse oder mathematisch-technische Annahmen, die weder vernünftig klingen (wider Ockhams Rasiermesser!) noch in irgendeiner Weise verifizierbar sind. Was an Fakten fehlt, wird durch Phantasie ergänzt. Nichts gegen Phantasie, sie ist notwendig, auch in den vermeintlich trockenen Wissenschaften. Phantasie, die jedoch nur wilde Höhenflüge vollführt, ohne auf die greifbaren Tatsachen zu blicken, macht sich leicht lächerlich, besonders, wenn sie ernsthaft vorgetragen wird. Manche Autoren beherrschen trefflich die Stilmittel der wissenschaftlichen Parodie.

Wenn einer fachlich nicht so recht loslegen will oder kann, dann verlegt er sich auf's Spekulieren. Besonders schön ist es, wenn die Zeit ins Spiel kommt. Unter dem Deckmantel der Berichterstattung, im gelegentlich gekünstelten Tone werden die letzten Geheimnisse der Welt "erklärt". Wir wären närrisch, würden wir uns diesen Erkenntnissen verschließen!

Charroux, Däniken, Buttlar...

Robert Charroux

Charroux ist der (zeitlich) erste der Spekulanten. Bereits in den 1950 ließ er seiner blühenden Phantasie Lauf und mußte sich in den 60ern ärgern, daß Däniken von ihm abschrieb. Man muß zugeben, daß Charroux' Phantasie nicht so massiv durchging, wie die anderer Nachahmer. Aber Steigerungen sind immer möglich.

Erich von Däniken

Von Däniken hat bewiesen, wie man mit gut geschriebenen Büchern, die sich flott lesen, gutes Geld verdienen kann. Gar zu glatt, gar zu schlüssig passen seine Fundstücke, seine "Beweise" in seine spekulative Theorie. Gewiß, eine nette Theorie. Nur: jede vermeintliche Erklärung ignoriert bereits gesicherte Fakten und Erkenntnisse. Mit Absicht, ist doch jede klassische Erklärung bereits von vornherein fragwürdig, da sie von den traditionellen Vorurteilen der Wissenschaft geprägt ist. Alles Ignoranten, diese Wissenschaftler! Alle haben sich verschworen, die Wahrheit zu unterdrücken!

Mit der Deutung der manchmal unsicheren Fakten hapert es gelegentlich...wen kümmerts. Allein die Dänikenschen Titel lassen auf die Enthüllung großer Geheimnisse schließen: Erinnerungen an die Zukunft. Man tut, was man kann: spekulieren. zum Zeitreisethema weiß von Däniken:""

Johannes Buttlar

Allein der Klappentext von Buttlars Zeitsprung läßt die Herzen höher schlagen. Aufhänger ist ein Vorkommnis, das im Jahre xxx. stattgefunden haben soll. Eine Minuteman-Rakete verschwindet im Fluge spurlos und taucht drei Tage später wieder an derselben Stelle wieder auf, als ob nichts geschehen sei. Zeitgleich soll eine der Atomuhren um eine Mikrosekunde versetzt falsch gegangen sein. Der Fehler korrigierte sich mit dem Auftauchen des Flugkörpers. Fraglich, woher Buttlar diese Informationen hat, er gibt keine Quelle an. Fraglich, ob die Ereignisse wirklich zeitgleich stattfanden und ob sie irgendwie korreliert waren - die Beschreibung versucht den Eindruck zu erwecken. Dann verlegt sich Buttlar auf's Träumen. Nachtträume, Tagträume (kollektive gar), die mühsamst erklären mögen, warum vor den Augen mehrerer Beobachter Gegenstände verschwinden oder auftauchen. Ich frage mich: Träumen Radargeräte? Was das Ganze mit Zeitsprüngen zu tun haben soll, bleibt unklar.

... und andere

Wer die vorgenannten Autoren ausgelassen oder ausgelesen hat, wird woanders fündig. bei den Ufologen oder den Antischwerkraftlern. Wie wär's mit Charles Berlitz? Oder mit ein paar der ergötzlichen Internetauftritte, die in der Linkliste aufgeführt sind? Man muß sie schon gründlich lesen, studieren, um vom Gift der Spekulation geheilt zu werden! Zwei- dreimal bis zur Übelkeit sollte reichen. Oder Sie heben sich ein paar besonders gelungene Textpassagen zum Vorlesen an einem bunten Abend auf - der Lacherfolg wird Ihnen sicher sein.


Stand: 25.08.2003 /
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