Berühmte Gesetze

Wenn man in der Physik von Gesetzen spricht, setzt man sich der Gefahr von Fehlinterpretationen aus. Wir sollten uns bewußt sein, daß diese "Gesetze" emprische Erkenntnisse formulieren, sich also auf Ergebnisse und Idealisierungen stützen, die aus vielen Versuchen und theoretischen Ableitungen stammen. Viele der physikalischen Gesetze sind nur im makroskopischen Bereich gültig und nicht immer in den atomaren Bereich übertragbar. Elektronen kreisen auf keinen Planetenbahnen und Atome sind keine klitzekleinen Billiardkugeln.
Wir werden uns bei unseren Analysen im makroskopischen Bereich aufhalten und können deshalb die klassischen physikalischen Gesetze als gültig betrachten, was die Analysen erheblich vereinfacht, ohne sie zu entwerten. Dennoch sollten wir kritisch hinterfragen, ob eine bestimmte Gesetzmäßigkeit nicht durch ein geeignetes Experiment in Frage gestellt werden kann, wie es die Perpetuum-Mobile-Erbauer und Freie-Energie-Verfechter regelmäßig für sich beanspruchen.

Die "Goldene Regel der Mechanik"

Frühere Baumeister und Handwerker kannten bereits die Goldene Regel der Mechanik. Sie bezieht sich auf die Verwendung mechanischer Hilfsmittel, wie z.B. Rampe oder Flaschenzug. Die Regel besagt: "Was an Kraft gespart wird, muß an Weg aufgewendet werden". Die Goldene Regel der Mechanik entspricht damit dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik.
Bis jetzt konnte ich noch nicht herausfinden, wann und wo diese Regel ihren Ursprung hat.

Newtons Gesetze

Mit Isaac Newton machte die Mechanik einen großen Schritt vorwärts. Newton konnte mit seinen Untersuchungen und Theorien schlüssig zeigen, daß himmlische und irdische Bewegungen gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Damit war die Bewegungstheorie des Aristoteles endgültig überwunden. Die berühmten Newtonschen Gesetze lauten:

  1. Jeder Körper behält seine Geschwindigkeit nach Betrag und Richtung bei, wenn keine Kraft auf ihn einwirkt.
  2. Kraft ist Masse mal Beschleunigung; die Richtung der Beschleunigung ist mit der Richtung der Kraft identisch.
  3. Die Kräfte zweier Körper aufeinander treten stets paarweise auf, sind gleich groß und entgegengesetzt gerichtet.

Der Vorläufer der "Hauptsätze"

Nachdem die Französische Akademie der Wissenschaften lange genug von Erfindern perpetuierlicher Maschinen belästigt wurde, veröffentlichte sie im Jahre 1775 in ihren Mitteilungen diese Feststellung. Seitdem akzeptierte die Akademie keine Arbeiten mehr über Perpetuum Mobiles, Winkeldreiteilung, Würfelverdopplung und die Quadratur des Kreises. Die mathematischen Themen wurden zurückgestellt, bis eine brauchbare Theorie auf solider Grundlage entwickelt war.


Das berühmte Titelblatt
   "La construction d'un mouvement pepétuel est absoluement impossible; quand même le frottement, la résistance du milieu ne détruiroient point à la longue l'effet de la force motrice, cette force ne peut produire qu'un effet égal à sa cause; si donc on veut que l'effet d'une force finie dure toujours, il faut que cet effet soit infiniment petit dans un tems fini. En faisant abstraction du frottement & de la résistance, un corps à qui on a une fois imprimé un mouvement le conserveroit toujours; mais c'est en n'agitsant point sur d'autres corps, & le seul mouvement perpétuel possible, dans cette hypothèse, (qui d'ailleurs ne peut avoir lieu dans la Nature) seroit absolument inutile à l'object que se proposent les Constructeurs des mouvement perpétuels. Ce genre des recherches a l'inconvénient d'être couteux, il a ruiné plus d'une famille, & souvent des Méchaniciens qui eussent pu rendre de grands services, y ont consumé leur fortune, leur temps & leur génie."
"Die Konstruktion der immerwährenden Bewegung ist absolut unmöglich; selbst wenn die Wirkung der bewegenden Kraft nicht durch Reibung und Widerstand der Umgebung aufgezehrt wird, so kann diese Kraft nicht mehr Wirkung hervorbringen, als ihrer Ursache entspricht. Wenn die Wirkung einer endlichen Kraft fortwährt, dann ist diese Wirkung nach einer endlichen Zeit notwendigerweise unendlich klein Wenn Reibung und Widerstand durch die Abstraktion ignoriert werden (was in der Natur nicht der Fall ist), würde ein Objekt, das einmalig in Bewegung versetzt wurde, in unendlicher Bewegung bleiben, aber nicht auf andere Objekte wirken können. Auf diese Art wäre die perpetuierliche Bewegung völlig nutzlos im Hinblick auf die Absichten ihrer Erfinder. Dieser Zweig der Forschung war unangemessen teuer, hat mehr als eine Familie ruiniert & Mechaniker, die sonst verdienstvoll hätten sein können, verschwendeten ihr Glück, ihre Zeit und ihr Können." (Übers. Gramatke)

Wir sollten uns bewußt sein, daß diese Feststellung gemacht wurde, als die Diskussion um Kraft, Energie, Leistung und Impuls als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden konnte. Dennoch war das Energieprinzip, so wie wir es heute kennen, noch nicht klar formuliert.
Heute kennen wir drei Hauptsätze der Thermodynamik, und einen weiteren, der als "nullter Hauptsatz" oder als "thermometrisches Postulat" bezeichnet wird.

 Die Hauptsätze der Thermodynamik

Der "nullte" Hauptsatz / Thermometrisches Postulat

Wenn ein Objekt in thermischen Gleichgewicht mit zwei anderen Objekten A und B ist, dann sind auch A und B untereinander in thermischen Gleichgewicht.

Der erste Hauptsatz

In einem abgeschlossenen System, in dem sich beliebige mechanische und thermische Vorgänge abspielen, ist die Gesamtenergie konstant.

Anders formuliert: jedes thermodynamische System im Gleichgewichtszustand verfügt über eine innere Energie E. Zwischen zwei beliebigen Gleuchgewichtszuständen ist die Änderung der inneren Energie gleich der Differenz der zugeführten Energie und der Arbeit, die das System geleistet hat.

Der zweite Hauptsatz

Die Energie des Weltalls ist konstant. Die Entropie des Weltalls strebt einem Maximum zu.

Jeder Prozeß, der sich aus einem Gleichgewichtszustand in einen anderen Gleichgewichtszustand bewegt, nimmt die Richtung, in der die Summe aus der Entropie des Systems plus der Entropie der Umgebung bei irreversiblen Prozessen anwächst und bei reversiblen Prozessen gleich bleibt.

Der dritte Hauptsatz

Die Entropie einheitlicher kondensierter Syteme hat am absoluten Nullpunkt den Wert Null.

Die einfache Fassung der "Hauptsätze"

Da werde ich bei manchem Wissenschaftler Anstoß erregen, aber man kann sich die Hauptsätze und ihre Kernaussagen ganz leicht in einer vereinfachten Fassung merken:

 Die zugehörigen Perpetua Mobilia

Wie bereits im einführenden Kapitel zum Perpetuum Mobile erwähnt, unterscheidet die moderne Wissenschaft die perpetuierlichen Maschinen, indem sie passend zu dem Hauptsatz klassifiziert werden, den sie verletzen. Konsequenterweise sollten wir nicht nur Maschinen der ersten und der zweiten Art betrachten, sondern auch die der anderen Arten.Was sind das für Maschinen? Eine ebenso allgemeine, wie praktisch vollkommen nutzlose Definition ist diese:

So finden wir nicht heraus, wie eine bestimmte Maschine funktionieren soll, und wieso sie nicht im Sinne des Erfinders funktionieren kann. Und selbstverständlich kommt es auch vor, daß ein vermeintliches Perpetuum Mobile mehr als nur einen Hauptsatz verletzt.

Perpetuum Mobile der nullten Art

Es ist nicht möglich, ein PM der nullten Art von einem der zweiten Art zu unterscheiden.

Perpetuum Mobile der ersten Art

Ein Perpetuum Mobile der ersten Art nutzt rein mechanische Einrichtungen, um aus einer begrenzten Menge potentieller oder kinetischer Energie in Summe mehr Energie zu erzeugen. In diese Kategorie gehören z.B. arabische Räder oder Rezirkulationsmühlen. Eine immerwährende, reibungsfreie Bewegung ist im idealisierten Fall zwar denkbar, im realen Universum aber nicht darstellbar. Selbst ein Schwungrad, das im Weltall liefe, fernab jeglichen irdischen Einflusses, wäre immer noch elektromagnetischen und Gezeiteneffekten ausgesetzt. Nützliche Arbeit im Überschuß zu erwarten, ist verfehlt, da diese Einrichtung in der Praxis nicht einmal sich selber ewig in Bewegung halten könnte.

Perpetuum Mobile der zweiten Art

Ein Perpetuum Mobile der zweiten Art transportiert Wärme von einem kalten zu einem wärmeren Reservoir. Obwohl die Gesamtenergie des Systems erhalten bleibt, und diese Einrichtung nicht gegen den ersten Hauptsatz verstößt, ist sie unmöglich. Erstmalig wurde diese Idee 1871 von James Clerk Maxwell formuliert. Der Maxwellsche Dämon ging als klassisches Gedankenexperiment in die Geschichte der Physik ein. Ein solcher Dämon könnte zwei Wärmereservoire beliebig aufheizen bzw. abkühlen und ergäbe eine hervorragende Heizung für eine Wärmekraftmaschine. Der zweite Hauptsatz und das thermometrische Postulat verhindern jedoch erfolgreich die Beschwörung des Dämons. Das "warum" konnte allerdings erst von Max Planck befriedigend theoretisch erklärt werden.

Perpetuum Mobile der dritten Art

Man könnte sich eine Maschine vorstellen, die über zwei Wärmereservoire verfügt, von denen eines auf den absoluten Nullpunkt abgekühlt wurde und damit im eigentlichen Sinne kein Wärmereservoir mehr ist. Eine Wärmekraftmaschine könnte dieses Temperaturgefälle nutzen und mechanische Arbeit leisten, wobei das Wärmereservoir abkühlt. Der auf absolut Null gekühlte Behälter würde nicht wärmer werden, sondern die Wärme absaugen. Dies Maschine verstößt weder gegen der ersten noch gegen den zweiten Hauptsatz, da der Wärmefluß in der "richtigen" Richtung stattfindet. Der dritte Hauptsatz verhindert jedoch den Bau dieses hypothetischen Perpetuum Mobiles, da die Summe der Entropie in den Behältern abnimmt. Dies, und die unvermeidlichen Einstrahlungen in ein kaltes Reservoir verhindern die experimentelle Erreichung des absoluten Nullpunktes im Labor.

... und weitere

Obwohl es keinen vierten Hauptsatz der Thermodynamik gibt, sind mir Ansätze zu Perpetua Mobilia der "vierten Art" bekannt. Ihre Erdenker gehen von gewissen hypothetischen Konstruktionen aus, die ich hier später einmal kurz skizzieren will.


Stand: 12.02.2004 /
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