Textpassage zitiert aus:

Ichak, Frida:
Das Perpetuum Mobile
B.G. Teubner Verlag, 1913
S. 47-49

basierend auf

L.v.A.:
Magia Divina oder Grund und deutlicher Unterricht von den furnehmsten caballistischen Kunststücken, 1745

"Wie ein Perpetuum mobile naturae zu machen"

"Sehe zu daß du in denen zwölff Nächten nach Weihnachten Dufft von tragbaren Bäumen so viel bekommest, daß es eine halbe oder gantze Maß Wasser gebe. Dieses hebe wohl verwahret auf. Im Martio fange auch von tragbaren Bäumen, oder den Früchten im Feld Nebel Wasser gebe, das im Majo colligieret hat, auf den Wiesen, und so bald ein Donner=Wetter mit Regen kommt, nehme auch davon. Gieße von jedem dieser vier Wassern in eine schöne große weisse Phiol ein halb oder gantze Maß zusammen. Setze das Glaß mit einem blinden Helm verwahret, oder sonsten wohl lutiriert einen Monat lang in Petrufaction. Hiernach bringe es in zweyten Grad des Feuers, setze einen Helm darauf und destilliere alles bis auf Honig dicken Safft herüber und nicht mehr daß es nicht verbrenne, sonsten wäre alles verdorben. Das überdestillierte rectificiere daß nur eine Maß spirituentes Wasser bleibe, und dieß hebe auf. Zu der Remanenz in der Phiol tue von der Astralischen Tinctur ehe sie mit dem Gold versetzet wird, vier Grana, dann setze das Glaß wohl lustriert, wieder in den ersten Grad, so wird sich die Materie zusammen begeben, zu einem dicken, Kohl schwarzen Klumpen, und dieser wird sich scheiden: unten als eine Dinte, oben aber wie ein Nebel von vielerley Farben und Gestalten erscheinen. Diese werden sich wieder verlieren, und unten alles zu Wasser werden. Diß Wasser wird alsdann anfangen zu grünen, und werden sich grüne Plätze zeigen, welche immer hin größer werden und zuletz Berge und luftige Felder erscheinen und das Wasser wird alles nach und nach verschwinden.

Wenn du nun siehst, daß kein Thau mehr aus der Erden auffsteiget, und alles Gratz und Blumen verwelcken wollen, so nimm obiges rectificiert und asserviertes Wasser, und wenn dessen eine Maaß ist, so thue ein Quintlein von der Astralischen Tinctur hinein, und hiervon gieß ein Loth ins Glaß und verwahre es feste mit einem Stopffel, so wird alles wieder leben und wachsen. Wo du aber dieses nicht thätest, würde sich deine Materie im Glaß entzünden und es in tausend Stücke zerschlagen, und du, wenn du zu nahe und zugegen wärest, könntest leicht des Todes seyn.

Wenn du nun angezeigter maßen von deinem Menstruo in das Glaß gegossen, und es immer einem Monat im ersten Grad stehen gelassen hast, so werden sich allerhand Geschirr, artig anzusehen, zeigen. Nach verflossener Zeit gieße wieder ein Loth von dem Liquore in das Glaß, vermache es fest, und laß es ohnbewegt stehen, so wird sich anjetzo die Erde spalten, und Wasser zeigen, in welchem es leben wird. Nachgehends darffest du nur alle Monath etwas von den Liquore zugießen, biß es aufgebrauchet ist, darnach auch alles wieder vergehet.

Mercke aber nächst diesem daß, wenn du das Glaß immer unbewegt stehen läßt, sich ein Dunst in die Höhe begiebt, welcher einen Schein wie die Sonne von sich geben, und des Nachts wie der Mond und die Sterne leuchten, auch wie diese 2 Lichter in der großen Welt ab= und zunehmen wird. Und wenn es von aussen trüb, regnerisch, windig ist, oder Donner, Blitz, Schnee, Reiffe, Nebel, Thau, so werden sich gleichfalls nach drey Monaten alle diese Dinge in dem Glaß zeigen, und biß dein Mentruum aufhörete, dauern. Hierin siehst du nun was der Natur Geist würcket, was er vermag, es erhellet auch hieraus kenntlich die große Weißheit GOttes, was das Verbum Fiat seye: und wie GOtt in allen Dingen zugegen: Du wirst nicht allein dieses, sondern auch weit mehrere, als angezeiget worden sehen, und der Allmächtige Schöpffer dir offenbahren, wenn du ihn nur für Augen und im Hertzen hast, auch dieses große Geheimnis vor der bösen Welt verwahrest."


Stand: 03.12.2003  Fenster schließen