Psychologie

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Psychologie des Perpetuum Mobiles? Gibt es die? Besser gefragt: Warum ist die Idee so faszinierend? Was fällt an den überlieferten Geräten auf? Ein paar kursorsiche Betrachtungen zum Horizont.

Faszination Perpetuum Mobile

Ein nüchterner Mensch nimmt den sogenannten "Satz von der Erhaltung der Energie" zur Kenntnis, lernt ein wenig Physik in der Schule und akzeptiert das Gesagte. Die braven Biedermänner machen ihren Trott, und viele werden ordentliche Ingenieure und Wissenschaftler. Über das Perpetuum Mobile lächeln sie.

Einige sind mit dem, was sie in der Schule lernen, unzufrieden. Manche erfinden Perpetua Mobilia. Warum? Ein paar Motive, die immer wieder genannt werden:

• Es kann noch nicht alles erfunden sein. Man kann noch nicht alle Konstruktionen ausprobiert haben. Woher also will die etablierte Wissenschaft ihre Sicherheit nehmen, daß die Konstruktion eines Perpetuum Mobiles nicht möglich sei?
• Man muß aus dem Gleis der vorgedachten Denkpfade ausbrechen, um wirklich große Dinge zu erfinden.
• Viele Erfinder, die heute hochgeschätzt werden, wurden seinerzeit auch verlacht.
• Eine Aufgabe, deren Lösung als unmöglich gilt, ist eine echte Herausforderung.
• Ehrgeiz, es "den Anderen" mal zu zeigen! Es wäre doch gelacht, wenn die Sache unmöglich wäre! Manch große Erfindung wurde von einem Laien gemacht. Wissen und Wissenschaft behindern nur die Kreativität.
• Gerade die Unlösbarkeit der Aufgabe fordert mich heraus!
• Nichts ist unmöglich!
• Mit ein paar gut aufbereiteten Konzepten lassen sich genügend Dummköpfe finden, die ihren Geldbeutel aufknöpfen. Unwichtig, ob die Sache geht oder nicht, die Kohle muß stimmen.

Wir sehen: von technischer Naivität bis hin zur handfesten Betrugsabsicht reicht das Spektrum, warum jemand Perpetuum Mobiles baut.

Und dann gibt es noch andere. Sie erfinden keine Maschinen. Aber sie sind gerne bereit, in Technologien zu investieren. Ihre Motive sind höchst unterschiedlich.

• Frühzeitig in eine ganz große Sache investieren, um hinterher den ganz großen Gewinn einzuschieben. Die Ausprägungen gehen vom nüchternen Investionsdenken bis zur nur noch emotional gesteuerten Gier aufs Geld.
• Die Träumer, die eine Vision brauchen
• Die Spinner, die ihrem Guru willig folgen
• Die romantischen Weltverbesserer, die klug genug ihre eigenen technischen Fähigkeiten einschätzen und lieber einen glaubwürdig auftretenden Erfinder ünterstützen. Es ist eben doch eine schöne soziale Sache, den Armen, Schwachen, Bedürftigen zu einer reich sprudelnden, kostenlosen Energiequelle zu verhelfen! Dann sind die Ursachen der Kriege um Resourcen fort und die Menschheit kann in eine goldene Zukunft gehen.
• Die Leichtgläubigen, die an der Haustür eine Religion oder ein Tausenderpaket Hosenträger kaufen.

Allen ist gemein, daß die Idee der dauerhaft laufenden Maschine, die noch dazu nutzbringende Arbeit verrichtet, eine enorme Attraktivität hat.

Die Verschwörungstheoretiker

Die Verschwörungstheoretiker, die hinter jeder gescheiterten Perpetuum-Mobile-Erfindung einen Unterdrückungsmechansmus des Establishments vermuten, sind eine Erwähnung wert. Die Hauptsätze der Thermodynamik wurden erfunden, um den Fortschritt zu unterdrücken! Jeder, der sich dagegen auflehnt, wird mundtot gemacht! Das gibt dann herzerfrischende Bemerkungen wie diese, die aus The Adams Motor Page stammt:

"INVENTORS BEWARE! In 1978 Mr. Adams discovered that inventors of machines or devices of high energy efficiency capability ("Free" Energy) are not only refused patents, but that in most cases, their inventions are classified under the "Military Use Clause", which is, of course, international. Inventors are prohibited from publishing details of their devices or promoting them in any manner of their invention is classified under this clause. In other words, their devices automatically become the sole property of the "establishment". The fact that there is an established mechanism to suppress energy inventions of this nature has been a closely guarded secret for many years. Many inventors have made such claims, but the general public remain oblivious to the fact that they are being deprived of clean and free energy by organizations that would rather make money and hold power over the public, that allow such technology to become widely available. Yet another example of the abuse of power. (No pun intended.)"

Dem wäre hinzuzufügen:

• Es ist mitnichten notwendig, eine Erfindung patentieren zu lassen. Patente dienen zum Sichern von wirtschaftlichen Ansprüchen, nicht aber dazu, als Erfinder berühmt zu werden. Wenn jemand schon weiß, daß er mit seiner Erfindung im Patentamt keine Erfolg haben wird, warum geht er dann überhaupt hin und setzt sich der Gefahr aus, vom Establishment der Frucht seiner Arbeit beraubt zu werden?
• Jedem ist es freigestellt, ein funktionierendes Perpetuum Mobile zu bauen, und alle Details darüber im Internet zu publizieren. Der beste und einfachste Beweis, daß eine solche Maschine erfolgreich gebaut wurde, ist das Offenlegen aller Zeichnungen, Pläne und Berechnungen, sodaß der Nachbau ermöglicht wird. Das Establishment ist ganz sicher nicht in der Lage, eine solche Sensation zu unterdrücken. Dafür hat das Web zuviel Eigendynamik.
• Die Tatsache, daß keine Perpetuum-Mobile-Pläne erfolgreicher Maschinen veröffentlicht werden, beweist nicht die Verschwörung des Establishments, sondern das simple Mißlingen der bisherigen Bemühungen.

Ausgeführte Konstruktionen

Wer die Konzepte aufmerksam gelesen hat, wird vielleicht nachgedacht haben, warum sich Perpetuum Mobiles in Klassen unterteilen lassen: entsetzlich einfache und entsetzlich komplizierte.

Die einfachen Maschinen und ihre Erbauer

Warum sind einfachste Perpetua Mobilia immer wieder anzutreffen? Warum immer wieder Abwandlungen des arabischen Perpetua Mobilia, warum immer wieder falsch verstandene Anwendungen von Hebelgesetz, Magnetkraft, Auftrieb, Kapillarwirkung?
Keine der möglichen Erklärungen ist für die Erfinder schmeichelhaft.

• Der Erfinder hat zwar einen Einfall, aber den hatten andere auch schon vor ihm. Folglich hat der Erdenker einer perpetuierlichen Maschine entweder keine Ahnung oder er hat nicht recherchiert.
• Der Erfinder versteht nicht mal die grundlegenden physikalischen und technischen Prinzipen. Die Fälle, bei denen Unverstand und Mangel an Wissen gleichzeitig mit Genie in einer Person anzutreffen sind, sind eher selten. Schon aus statistischen Gründen ist deshalb die Tauglichkeit der Erfindung zweifelhaft.
• Der Erfinder macht es wie Bhaskara: Er erklärt, wie das Gerät funktioniert, hat aber nie einen praktischen Versuch dazu unternommen.

Ein intensiveres Studium der Patente, die für solche Maschinen beantragt (und nicht gerade selten genehmigt) wurden, zeigt in der überwiegenden Mehrzahl Varianten weniger Grundideen. Die Anzahl wirklich origineller Einfälle ist verschwindend gering.

Die komplizierten Maschinen und ihre Erbauer

Die Erfinder der komplizierten Maschinen erfinden komplizierte Maschinen, weil sie wissen, daß die einfachen schon probiert wurden und nicht funktionieren.

• Die Maschine ist deswegen so kompliziert, weil z.B. bestimmte Arten von "Energieverlusten" ausgeglichen werden sollen. Das geschieht dann durch Gegengewichte, Hebel und andere vermeintlich kompensierende technische Maßnahmen. Was übersehen wird: auch diese Einrichtungen arbeiten nicht gratis.
• Die Maschine ist deswegen kompliziert, weil sie mehr Parameter zum Einstellen hat, was die Aussicht auf Erfolg erhöht.
• Die Maschine ist komplex, weil das reizvoll ist.

Dogmatik

Manche Perpetuum-Mobile-Erfinder sind von ihrer Idee so überzeugt, daß diese Überzeugung in Sendungsbewußtsein ausartet. Ob dies echt oder nur gespielt ist, um Sponsorengelder einzusammeln, spielt keine Rolle. Wer seine Konstruktion als "von Gott eingegeben" betrachtet, wer auf die Aufforderung, ein funktionierendes Gerät zu zeigen, antwortet, daß man nur glauben muß, oder zu beschränkt ist, die Theorie zu verstehen, der ist ein Dogmatiker. Es ist zwecklos, mit solchen Leuten zu diskutieren. Es ist zwecklos, andere, die den Scharlatanen Geld hinterherwerfen wollen, mehrfach zu warnen. Sie haben ihren Verlust selbstverschuldet und und das nicht ganz unverdient.

Was die Dogmatiker zugleich lächerlich macht ist das von ihnen verwendete Vokabular. Nichts weniger denn Weltformeln, die Infragestellung von Galiliei, Einstein und Newton zugleich, die kostenlose Energie für alle auf der Welt, das sind die kleinsten Ansprüche. Kommt noch eine dicke, pseudowissenschaftliche Argumentationspampe dazu, wird die Angelegenheit vollends zum Gaudium.

Sinnestäuschung

Es ist ganz einfach, ein funktionierendes Perpetuum Mobile auf dem Papier abzubilden. Wenn dies ein Meister wie M.C. Escher macht, kommt etwas zustande, dessen Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Betrachten wir den berühmten Wasserfall ein klein wenig genauer!

Auf den ersten Blick überwiegt der Überraschungseffekt. Dieses Perpetuum Mobile beruht, im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Maschinen, auf einer Sinnestäuschung. Jedes Detail für sich genommen, ist in der perspektivischen Darstellung absolut in Ordnung. In jedem Teilkanal fließt das Wasser, wie es sich gehört, abwärts. Das Wasserrad wird ganz konventionell von eine Wasserfall angetrieben. Als Ganzes ist die Konstruktion auf den zweiten Blick "schief", ungewohnt. Die Augen sehen etwas, was das Gehirn nicht in die eintrainierten Schemata umsetzen kann. Es sei daran erinnert, daß es viele Arten gibt, die Welt darzustellen. Unserer westlichen Sehweise stehen andere gleichberechtigt gegenüber. Wer kennt nicht die strikten Parallelperspektiven der japanischen Holzschnitte? Wer hat sich noch nicht über die seltsamen Perspektiven und vemeintlich unproportionieren Personendarstellungen in alten Handschriften gewundert? Diese Sichtweisen sind nicht falscher oder richtiger als unsere - nur anders.

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