Perpetuum Mobile

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"Ein Hirngespinst", sagt der moderne Mensch. "Ein Spinner, wer sich mit dem Thema noch ernsthaft beschäftigt.
Möglich. Technikgeschichtlich ist das Perpetuum Mobile als Konzept hochinteressant, denn es illustriert zugleich das Streben nach Vervollkommnung einer unzulänglichen Umsetzung wie auch die damit einhergehende Entwicklung des Kraft- und Energiebegriffes der Physik. Das Perpetuum Mobile bietet aber auch ein exzellentes Studienobjekt, um den menschlichen Horizont auszuloten.

Was ist ein Perpetuum Mobile?

Ein Perpetuum Mobile ist eine Vorrichtung (auch chemischer oder anderer Natur), die einmal in Betrieb gesetzt, auf Dauer in Betrieb bleibt und wünschenswerterweise zusätzlich Arbeit verrichtet. Nur der natürliche Verschleiß der Bestandteile setzt der dauernden Bewegung ein Ende.
    Definition aus Meyers Enzyklopädie von 1896: "[...] im allgemeinen ein Ding, das sich fortwährend bewegt. Jeder Körper muß, wenn er einmal in Bewegung gesetzt ist, in derselben verharren, solang ihn nicht äußere Umstände daran hindern. Ein Pendel würde unaufhörlich schwingen, wenn nicht die Reibung der Luft die lebendige Kraft allmählich aufzehrten [...] Da nun aber die erwähnten Hindernisse überall und immer sich geltend machen, so gehört eine Maschine, welche sich ohne Energiezufluß von außen fort und fort bewegt, zu den Unmöglichkeiten." (13.Bd. S.680 li.Sp.)

Diese Definition ist nicht vollständig, da sie sich auf das rein mechanisch-technische beschränkt. Die Enzyklopädie Naturwissenschaft und Technik von 1981 ist da deutlich präziser und unterscheidet klar zwischen verschiedenen Bauarten:

    "Perpetuum mobile erster Art. Unter einem Perpetuum mobile erster Art versteht man eine Vorrichtung, deren Teile nicht nur dauernd in Bewegung bleiben, sondern die sogar dauernd Arbeit zu leisten vermag, ohne daß von außen Energie (z.B. in Form von Wärme) zugeführt wird, ohne daß sich aber auch der physikalische oder chemische Zustand der an der Vorrichtung beteiligten Stoffe mit der Zeit ändert. Ein Perpetuum mobile erster Art gibt es nicht. Es würde im Widerspruch zum ersten Hauptsatz der Thermodynamik stehen." (4.Bd. S.3236, re.Sp.)

"Perpetuum mobile zweiter Art. Unter einem Perpetuum mobile zweiter Art versteht man eine periodisch arbeitende Maschine, die nichts anderes tut, als Wärme in mechanische (oder eine andere) Arbeit zu verwandeln. Ein Perpetuum Mobile zweiter Art gibt es nicht. Es würde im Widerspruch zum zweiten Hauptsatz der Thermodynamik stehen." (4.Bd. S.3236, re.Sp.)

Neben den mechanischen Perpetuum Mobiles können auch andere Energieformen zur Herstellung einer solchen Einrichtung verwendet werden, wie z.B. die Ausnutzung thermodynamischer oder elektrischer Effekte. Ich werde zu gegebener Zeit darauf zurückkommen.

Professor Bürger gab in seiner Kolumne im Spektrum der Wissenschaft vom Januar 2002 eine plausible Erklärung dafür, warum ein Perpetuum Mobile, einmal in Bewegung gesetzt, nicht von langem Bestand sein könne: Falls die Maschine Leistung abgibt, muß diese entnommen werden, da ansonsten diese Leistung die Maschine in ihrem Lauf immer weiter beschleunigt, bis sie schließlich durch die Fliehkraft auseinandergerissen wird.
Ich bin mit dieser Betrachtung nicht ganz glücklich, denn bei Maschinen, die gegen den Luftwiderstand arbeiten müssen, könnte sich meiner Meinung nach ein Gleichgewicht einstellen zwischen abgegebener Leistung und durch Luftwiderstand "verbrauchter" Leistung, da im Gegensatz zur Gleit- und Rollreibung der Luftwiderstand näherungsweise quadratisch mit der Geschwindigkeit wächst. Ganz hartnäckige Perpetuum-Mobile-Bauer könnten darauf allerdings erwidern, daß die Maschine - schon wegen Erzielung der optimalen Leistungsabgabe - im Vakuum laufen müsse..usw. ad infinitum. Doch das nur am Rande.

Häufig wird übersehen, daß das Konzept des Perpetuum Mobile ähnlich wie bei den Alchimisten darauf abzielt, einem perfekten Ergebnis nahezukommen oder es gar zu erreichen. Diese esoterische Komponente findet sich bei näherer Betrachtung in mancher Maschinenbeschreibung wieder. Speziell bei moderneren Arbeiten ist auffallend oft von "Äther", "freier Energie", "offenem System" u.ä. die Rede, ohne daß einer dieser Begriffe sauber definiert wird oder einer genaueren Analyse unterzogen wird. Mit einer solchen Grundlage läßt sich alles und nichts "beweisen" - und entsprechend abenteuerlich lesen sich manche "Theorien".
Ich halte es lieber mit drei Prinzipien, die im Laufe der Zeit stets bestätigt wurden:

nach oben Konzepte

Die griechische Antike brachte die Idee des Perpetuum Mobile nicht hervor, obwohl die mechanischen Künste hoch entwickelt waren, wie z.B. die Maschine von Antikythera oder die Mechanismen des Heron von Alexandria beweisen. Offensichtlich bestand wenig Interesse daran, die körperliche Arbeit, die von Sklaven verrichtet wurde, durch eine Kraftmaschine zu erleichtern. Aus der römischen Zeit sind kaum technische Sachtexte überliefert (lassen wir die Klassiker von Vitruv und einige andere Werke beiseite); auch hier keine Spur von einem Perpetuum Mobile.

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Schema des Perpetuum Mobiles
von Bhaskara

Die Idee des Perpetuum Mobile stammt aus dem Osten. Im 11.Jhdt. schrieb der indische Autor Bhashkara: "Die Maschine dreht sich mit großer Kraft, weil das Quecksilber auf der einen Seite näher an der Achse ist als auf der anderen Seite." (Klemm, S.7) Offenbar erprobte er seine Idee nicht praktisch, wie viele andere Autoren und Denker. Doch das angegebene Konstruktionsprinzip zieht sich mit Abwandlungen von da an durch die Geschichte der Technik: Ein radförmiger Mechanismus, an dessen Umfang eine Anzahl mehr oder weniger komplexer, ihren Schwerpunkt verändernder Massen befestigt sind. Das Rad versinnbildlicht auch eine esoterische Komponente, die sich mit den Begriffen Wiederkehr, Jahreslauf, Re-Inkarnation charakterisieren läßt.

Der mittelalterliche Baumeister Villard de Honnecourt (um 1235) schien über die erfolglosen Versuche anderer Perpetuum-Mobile-Bauer erstaunt zu sein. Um ein für allemal Schluß mit der Ignoranz zu machen, gab er im "Bauhüttenbuch" eine ebenso einfache, wie geniale Maschine an, die ihr Funktionsprinzip aus der ungeraden Anzahl schwerer Hämmer bezieht, die am Umfang eines Rades beweglich angebracht sind:

nach oben Frühe Versuche

Francisco di Georgio

In der Renaissance war das Interesse am Perpetuum Mobile voll erwacht. Vom Ingenieur und Baumeister Francisco di Georgio sind einige Zeichnungen überliefert, die perpetuierliche Maschinen darstellen, wie z.B. dieses besonders schöne Exemplar einer Wassermühle mit Pumpstation. (Ms. Ashburnham 361 fol. 36r, vgl. Galluzi S. 136)

   Schauen wir uns diesen Mechanismus etwas genauer an:
Es handelt sich um eine Maschine mit geschlossenem Wasserkreislauf. Solche Maschinen werden auch als Rezirkulationsmühlen bezeichnet. Da das Wasser nicht von außen zugeführt wird, nannte man es aqua morta - "totes Wasser".
Das herabrinnende Wasser treibt ein oberschlächtiges Wasserrad, das mittels eines Getriebes eine Getreidemühle in Bewegung hält. Um den Wasservorrat zu erneuern, wird durch eine Kurbelwelle und eine Hebelübersetzung ein Pumpwerk angetrieben, das das Wasser aus dem Sumpf des Wasserades wieder auf die Höhe der Speiserinne hebt.

Leonardo daVinci

Vermutlich waren Leonardo die Entwürfe und Ideen di Georgios bekannt. Leonardo war zeitlebens am Konzept der perpetuierlichen Maschine interessiert und von ihm sind einige Entwürfe von Rezirkulationsmaschinen überliefert, die mit archimedischen Schrauben arbeiten. Auch ein komplexer Mechanismus, der aus einem Rad besteht, dessen Enden quecksilbergefüllte Behälter tragen, ist bekannt. Im Deutschen Museum zu München ist diese Maschine als schönes mechanisches Modell zu bewundern. Leonardo war ein exzellenter Beobachter und Theoretiker. Wenngleich das Energieerhaltungsprinzip noch unbekannt war, hatte Leonardo eine klare Vorstellung, die ihm bereits sehr nahe kam: "Das fallende Wasser hebt dieselbe Menge Wasser, wenn wir das Gewicht des Aufpralles hinzurechnen..., von der Kraft der Maschine müssen wir jedoch das abziehen, was durch die Lagerreibung verlorenging." (Michal S. 17). Leonardo schien trotz seines dauerhaften Interesses der Idee der perpetuierlichen Bewegung sehr skeptisch gegenüberzustehen. So schrieb er denn: "...Oh, Ihr Erforscher der beständigen Bewegung, wie viele eitle Hirngespinste habt Ihr geschaffen bei dieser Suche. Gesellt Euch also lieber zu den Goldmachern" (Michal, S.17)

nach oben Erfolgreiches Marketing

   Dieser Herr ist Karl Elias Bessler (1680-1745). Unter dem Pseudonym Orffyreus machte er Karriere und schrieb ein Kapitel Technikgeschichte. Bessler war ein recht universeller Mensch, ein unsteter, der es selten lange bei einer Tätigkeit aushielt, und der stets eine knappe Kasse hatte. Aber er war klug, gelehrig und redegewandt - und verstand es, aus jeder Situation Nutzen zu ziehen. In einer Zeit, da sich Fürsten gerne mit einem Hofmechanikus und Alchimisten schmückten (nicht zuletzt, um die eigenen knappen Kassen zu füllen), machte Bessler im Jahr 1715 von sich reden, als er ein anscheinend gut funktionierendes Perpetuum Mobile der Öffentlichkeit vorstellte. Der Landgraf Carl von Hessen-Kassel wurde ca. 1716 auf die Maschine und ihren Erfinder aufmerksam. Kein geringerer als Leibniz empfahl dem Fürsten, sich des Herren Bessler zu versichern und dieser wußte der Einladung zu folgen. Im gräflichen Schloß Weißenstein wurde eine größere Maschine aufgebaut und in einem Zimmer in Gang gesetzt. Das Zimmer wurde versiegelt, doch nach 40 Tagen, als es wieder geöffnet wurde, bewegte sich die Maschine mit unverminderter Geschwindigkeit.

Selbst Zar Peter der Große entwickelte lebhaftes Interesse an der perpetuierlichen Maschine Besslers und hatte vor, 1725 nach Deutschland zu reisen, die Maschine in Augenschein zu nehmen und gegebenfalls käuflich zu erwerben.  Der Zar beauftragte ein Gutachten und Kaufverhandlungen. Orffyreus forderte für die Maschine die unerhörte Summe von 100000 Talern. Der Tod des Zaren machte allerdings die Kaufabsicht zunichte.

Einen genaueren Eindruck von der Maschine gibt ein Holzschnitt, der in Besslers eigenen Buch (Perpetuum mobile triumphans, Kassel 1719) erschien. Wie die Maschine funktioniert, ging daraus nicht hervor.

Bessler-Orffyreus, inzwischen vom Landgrafen in den Titel eines Kommerzienrates erhoben, sonnte sich in seinem Ruhm, der einzige Erfinder einer echten perpetuierlichen Maschine zu sein.

Während all' der Jahre, in denen die Maschine existierte, gab es sowohl Fürsprecher als auch Gegner des Orffyreus'schen Apparates. Leibniz war von der perpetuierlichen Idee nicht überzeugt, bemerkte aber immerhin: "Qrffyreus est des mes amis" (Klemm, S.16). Andere Gelehrte meinten, man solle den Erfinder belohnen, damit man einen Blick in das Innere des Werkes tun könne. Und wieder andere hielten die Sache für schlichten Betrug. C. Zumben, Oberberginspektor in Hessen, versteigt sich gar zum Verfassen eines Lobesgedichtes auf Orffyreus. Allein dem Landgrafen gestattete Bessler einen Blick in das Innere der Maschine und der Graf bezeugte, es handle sich um ein echtes Perpetuum Mobile. Heute sind die ingenieurtechnischen Kenntnisse der Regierenden eher elementar.

Die Geschichte endete mit dem Geständnis einer Magd, die im Wechsel mit Besslers Frau und seinem Bruder die Maschine in Lohnarbeit durch einen verborgenen Machanismus aus dem Nebenzimmer in Bewegung hielt. Eine elende Tätigkeit, die mit angeblich zwei Groschen pro Stunde mehr schlecht als recht entlohnt war. Kurz - Bessler war ein Betrüger. Am Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ging man mit Betrügern, die die hohen Herrschaften an der Nase herumgeführt hatten, nicht gerade zimperlich um, wie das Beispiel des Goldmachers Caetano zeigt, der 1709 "erhöht" wurde - am Galgen.

Doch das Erstaunliche passiert: Durch Beredsamkeit und Klugheit gelang es Bessler, dem Zorn des Landgrafen zu entgehen, ja, dessen Gunst aufrechtzuerhalten. Als der Landgraf starb, verlor Bessler Wohlwollen und Unterkunft, behielt aber sein Leben. Seine Maschine geriet in Vergessenheit. Was aus dem Mechanismus wurde, konnte ich bislang nicht recherchieren. Angeblich zerstörte er das Werk selbst.

Aufschlußreich ist das Gespinst aus Gutachten und wahren Berichten, aus Analysen und Mißtrauen. Intrigen fanden statt, ein Gelehrter namens 's Gravesande, ansonsten ein recht tüchtiger Mann, verbürgte sich für die Echtheit der perpetuierlichen Maschine. Nach der Entlarvung Besslers lief 's Gravesande Gefahr, seine Reputation zu verlieren und argumentierte: "Ich weiß wohl, daß Orffyreus verrückt, aber ich glaube nicht, daß er ein Betrüger ist. Ich habe mich niemals dafür entschieden, ob seine Maschine ein Betrug ist, aber eins weiß ich, wie nur irgend etwas in der Welt: wenn die Dienstmagd das obige sagt, dann lügt sie". Leibniz hielt sich schon frühzeitig aus der Sache klug heraus und meinte, man solle aus dem Mechanismus lernen. Von "Beweis" eines echten Perpetuum Mobiles sah er ab. Es gibt eine Anzahl Berichte, die sinngemäß besagen, daß sich das Rad ohne sichtbaren äußeren Antrieb bewegte, einen schriftlich überlieferten Eid der Magd (vgl. Michal, S.110) und das Wissen, daß Bessler den Großteil seines Wissens mit ins Grab nahm. Eine relativ seriöse Quelle mit mehr Material über Bessler und sein Werk stellt die Site http://www.besslerwheel.com dar.

Nachdenklich stimmt Michals Abschluß des Besslerschen Kapitels: "Noch fast zweihundert Jahre später können wir im Jahr 1928 im Buch von R.T. Gould: Oddities, a Book of Unexplained Facts über das Kassler Rad folgendes lesen: >>Über den selbstbewegenden Charakter des Rades von Orffyreus existiert ein bedeutendes und überzeugendes Gutachten, [...] Auch wenn das Geheimnis der ewigen Bewegung mit Orffyreus sterben sollte, ihm war es bestimmt bekannt<<" (S.107). Nachdenklich deshalb, weil die Sache damit nicht beendet ist.

Eine vorsichtige Suche mit einer der großen Internet-Suchmaschinen bringt einen Haufen Treffer, die sich mit dem Phänomen des Bessler-Rades beschäftigen, etwa 30 davon lassen einen größeren Arbeitsaufwand erkennen. Fast alle Autoren vertreten die Ansicht, Bessler sei lediglich ein Opfer der Umstände, hätte tatsächlich ein echtes Perpetuum Mobile erschaffen, und die Dienstmagd hätte ihren Herren durch eine dreiste Lüge in Verruf gebracht. Sic transit gloria mundi... Mögen sich die geneigten Leser ein eigenes Urteil bilden; meine Linkliste enthält einen hübschen Querschnitt.

nach oben Skeptiker

Simon Stevin

Der Mathematiker und Naturforscher Simon Stevin setzte sich 1586  - also 130 Jahre vor Bessler - mit dem Phänomen des Perpetuum Mobile auseinander und verfaßte die Schrift "", in der er anhand des Modells des Perpetuum Mobiles, das auf der Wirkung ungleicher schiefer Ebenen beruht, die Unmöglichkeit einer immerwährenden Bewegung nachweist. Wenngleich der Beweis nach heutigen Kriterien formal und inhaltlich unzureichend ist, stellte er doch einen wesentlichen Fortschritt dar.

Akademisches Urteil

Die Französische Akademie der Wissenschaften veröffentlichte 1775 in ihren Annalen den Satz "La construction d'un mouvement perpetuel est absolument impossible". Klemm (S.18) und Michal (S.110) geben eine Übersetzung der wesentlichen Passage des Inhaltes: "Es ist durchaus unmöglich, eine immerwährende Bewegung zu erreichen. Auch wenn auf die Dauer die Reibung und der Widerstand des Mittels die Wirkung der bewegenden Kraft nicht zerstören würden, so könnte diese Kraft nur eine Wirkung zeitigen, die der Ursache gleichkäme...". Das war der beschlossene Todesstoß für das Perpetuum Mobile, noch auf etwas wackeligen theoretischen Füßen ausgeführt. Bis zum ausformulierten Energieerhaltungsprinziup sollte noch einige Zeit vergehen.

Julius Robert Mayer

Der Arzt Julius Robert Mayer(1814-1878) verfaßte 1841 eine Schrift, die 1842 in Liebigs Annalen der Chemie und Pharmazie erschien: Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur. Der Aufsatz beschreibt die kalorimetrische Untersuchung, die Mayer im Rahmen seiner Arbeiten über den Nahrungsbedarf von Lebewesen verfaßte. In der medizinischen Fachwelt fand die kleine Arbeit freundliche Beachtung, verursachte aber - nach anfänglichem Zögern - in der Physik einen Umbruch.

Hermann Helmholtz

Hermann Helmholtz () war ebenso wie Mayer, Arzt. 1848 veröffentlichte er seine Arbeit, in der er das heute als Ernergieerhaltungssatz bekannte Prinzip formulierte:

nach oben Patentfähigkeit

Seit langem nehmen Patentämter keine Anmeldungen mehr entgegen, die ein Perpetuum Mobile enthalten. Das ist ein lästiges Hindernis. Erfinder, deren Konstruktionen abgeleht wurden und die ihr Perpetuum Mobile dennoch schützen lassen wollten, sahen sich deshalb gezwungen, ihre Maschine als irgendetwas Anderes patentieren zu lassen. Michal gibt ein schönes Beispiel für eine solche Maschine und zitiert aus der Patentschrift:"...im unteren Teil des Ständers angebrachten Motor mit einer handgelenkten Bremse versehen, um den Übergang der Maschine in eine dauernde Bewegung zu verhindern" (S.111/112). Immerhin war der Erfinder klug genug, um Prof. Bürgers Gedankengang eine wirksame Maßnahme entgegenzuhalten.
Wie viele andere mag jener Erfinder von seiner Idee ehrlich überzeugt gewesen sein. Doch mancher der Erbauer solcher Apparate hatte Täuschung im Sinn. Sei es aus Habgier, Geltungstrieb oder um seine Zeitgenossen zu erstaunen oder belustigen.

nach oben Fast- und Schein-Perpetuum Mobiles

Manche Mechanismen kommen dem Ideal des Perpetuum Mobiles sehr nahe oder scheinen auf beängstigende Weise dem Energieerhaltungs-Prinzip zu widersprechen.

Trinkender Vogel

Manchem wird der trinkende Vogel bekannt sein, der aus einem Glasbehälter besteht und eine Flüssigkeit enthält, die hermetisch eingeschlossen ist. Der Vogel ist drehbar auf einem Fußgestellt gelagert. Stellt man vor diesen Vogel ein Glas Wasser und taucht den Schnabel des Vogels einmal ein, so wird der Vogel immer wieder eintauchen und sich wieder aufrichten.

Atmos-Uhr

Das Schweizer Uhren-Unternehmen Jaeger-Culture stellt die moderne Variante einer Uhr her, die unter der Bezeichnung "Atmos" vertrieben wird. Diese Uhr bezieht die mechanische Energie zum Aufzug des Federwerkes aus den wetterbedingten Schwankungen des Luftdruckes und der Temperatur, die selbst in gut klimatisierten Räumen ausreichend sind, um das Werk in Gang zu halten.

Wärmepumpe

Der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe wird oft mit Zahlenwerten von 250% bis 350% angegeben. Handelt es sich folglich um ein Perpetuum Mobile? Mitnichten.

Belusov-Reaktionen

Oszillierende Chemische Vorgänge

Der Maxwellsche Dämon

Der erste Hauptsatz der Thermodynamik verbietet nicht folgende kleine Maschine:

Man nehme eine gasgefüllte Schachtel und teile sie durch eine Trennwand in der Mitte. In beiden Kammern (Kammer 1 und 2) ist das Gas von gleichem Druck und Temperatur. In der Mitte der Trennwand ist ein winziges Loch, das gerade ein Gasmolekül durchläßt. Das Loch wird durch eine Klappe verschlossen. Ein sehr flinker Dämon (eben der Maxwellsche), der noch dazu gute Augen hat, öffnet die Klappe immer dann, wenn von der Kammer 1 ein sehr schnelles Gasmolekül herangeflogen kommt und läßt dieses in Kammer 2 passieren. Langsamen Molekülen aus Kammer 2 öffnet der Dämon die Klappe, damit sie in Kammer 1 passieren können. Allen anderen Molekülen bleibt der Weg verschlossen.

***Bild***

Mit der Zeit sammeln sich in Kammer 1 alle langsamen, in Kammer 2 alle schnellen Moleküle. Anders ausgedrückt: Kanner 1 kühlt sich ab, Kammer 2 erwärmt sich. Mit dieser Wärmedifferenz läßt sich z.B. eine Dampfmaschine antreiben, die nützliche Arbeit verrichtet. Nach dem Passieren der Dampfmaschine hat das Abgas wieder mittlere Temperatur und kann wieder in die Kammern gefüllt werden, damit der Dämon nicht arbeitslos wird. Die gesamte Anordnung wird als Perpetuum Mobile zweiter Art bezeichnet. Und es hat einen gewaltigen Nachteil: Man kann es nicht bauen.

nach oben Perpetuum Mobile?

Immer wieder versuchten und versuchen Konstrukteure, die Schranken der Physik zu durchbrechen und doch den entscheidenden Durchbruch beim Bau eines Perpetuum Mobiles zu erzielen. Ich stelle hier kurz zwei Konzepte vor, die, wenn man die Abbildungen betrachtet, typische Konstruktionsmerkmale klassischer Perpetuum Mobiles aufweisen.

nach oben Felix Würth's Fliehkraftmaschine

Eine höchst interessante Maschine, die aus Erdschwerkraft und Fliehkraft mehr Energie gewinnt, als hineingesteckt wird. Würth hebt auf seiner Website hervor, daß er wohl weiß, daß ein Perpetuum Mobile nicht möglich sei, daß der Satz von der Erhaltung der Energie jedoch nur für geschlossene Systeme gelte, sein System aber offen sei. Ich frage mich natürlich: was heißt in diesem Zusammenhanng offen? Ist Würth's Maschine ein mechanisches Äquivalent zur Wärmepumpe, die ebenfalls scheinbar mehr Energie erzeugt, als zu ihrem Betrieb aufgewendet wird?

nach oben Der Ewert-Rotor

Der Ewert-Rotor verdient besondere Aufmerksamkeit, hat doch Herr Ewert durch eine esoterische Variante des Brainstormings die Funktionsweise des Bessler-Rades ermittelt und in verschiedenen Veröffentlichungen, darunter im Internet publiziert. Es steht mir nicht an, die originelle Methode zu kritisieren, die zur Erkenntnisfindung diente, doch die Enthüllung der Antriebsquelle überrascht, denn es handelt sich offenbar um keine Dienstmagd.

Abwehrstrategie

Die Perpetuum-Mobile-Erfinder werden seltener, sterben aber nicht aus. Mit ihnen ist es wie mit den Winkeldreiteilern oder den Kreisquadrierern: Sie wollen einfach nicht wahrnehmen, daß die seriöse Wissenschaft diese Themen aus gutem Grund zu den Akten gelegt hat. Und in den wenigsten Fällen sind sie bereit, der mathematischen Argumentation zu folgen, oft mangels Fachkenntnis. Was tut man, wenn man von so Jemanden in ein Gespräch verwickelt wird? Wie handelt man, wenn man aufgefordert wird, ein schwachsinniges Konzept technisch oder mathematisch zu prüfen? Ich denke, so könnte es gehen:

  1. Ist auf die Prüfung ein nennenswertes Honorar ausgesetzt? Oder kann man eins aushandeln? Ist ein unabhängiger Schiedsrichter vorhanden, der das Ergebnis der Prüfung beurteilt und dessen Schiedsspruch vom Perpetuum-Mobile-Erfinder, Winkeldreiteiler oder Kreisquadrierer akzeptiert wird? Dann rechnen Sie Ihren Stundenlohn aus, um das Ding zu zerlegen - und nichts wie ran! So einfach kommen Sie nicht mehr zu Geld! Die meisten Ideen, die z.B. im Internet zu finden sind, lassen sich mit elementarmathematischen Methoden knacken.
  2. Ist der Erfinder hartnäckig und stiehlt Ihre Zeit? Suchen Sie ein paar verstiegene Formeln und komplexe mechanischen Phänomene (Hydrodynamik oder Koppelpendel sind gut geeignet) und beschäftigen Sie den Kerl, bis er schwarz wird; er hat's nicht anders verdient.
  3. Der Erfinder ist überzeugt, Sie nicht, und der Typ ist nicht nur hartnäckig, sondern auch uneinsichtig und unfähig, die Grundlagen der Physik oder Mathematik zur Kenntnis zu nehmen? Seien Sie diplomatisch. Ihre eigene Kompetenz ist da unzureichend, geben Sie's ruhig offen zu. Aber Sie kennen da jemanden, der sich auf freie Energie/ Äther/ Erdstrahlen/ Kornkreise usw. bestens versteht! Nennen Sie ihm einfach die Verbindung zu einem anderen, der den gleichen Horizont hat - und Sie haben Ihre Ruhe.

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Stand: 29.04.2002 / hp@hp-gramatke.de
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